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Sibylle zu einem Neugeborenen
Schmieg dich an mich Und klag dein Leid: Geboren bist du in die Zeit.
Du fielst aus Überwolkenblau. Dein Nirgendwo Ist dir geraubt. Dort warst du Geist, hier bist du Staub.
Beweine, Kleines, dein Geschick: Du fielst in jeden Augenblick.
Kind, weine voller Scham und Wut: Geboren bist du - fielst ins Blut,
In Staub, Und Stund...
Ach, weine, Wunder gibt's hier nicht! Geboren bist du ins Gewicht!
Und geizig ist dies Jammertal! Heul, Kind, du fielst in Maß und Zahl,
In Blut Und Qual...
Doch du erstehst! Wer diese Welt ver- Lässt, auf festen Boden fällt.
Du fällst ins Licht! Die Lider schließt Du dieser Welt, erwachst und sieht,
Entfliehst Der Zeit.
Der Tod, Kind, schläfert dich nicht ein, Er bringt dich heim.
Schon hast du einen Schritt gewagt: Hast dich erhoben... In den Tag.
17. Mai 1923
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